KORREKTORAT/LEKTORAT

Das grammatische Variété

Sie können mich als freien Lektor haben. Lektorat heißt bei mir: das, was über Korrektorat hinausgeht, und das, was Sie gar nicht suchen, weil Sie Proofreading dazu sagen. Und es heißt nicht: Vorlesungen halten. Das geht zwar auch, steht aber woanders.

Immer wieder versuchen einen Menschen mit Abitur daraüber zu belehren, dass die deutsche Rechtschreibung seit 2006 abgeschafft sei, und deswegen könne man seitdem schreiben, „wie man will“. Da belehrt man am besten zurück: Im Gegenteil, seit 2006 ist die Rechtschreibung in ihrer erneuerten Form rechtsverbindlich.

Für Sie wird das spätestens dann interessant, wenn Sie für staatliche Institutionen arbeiten. Für die Universität zum Beispiel, wenn Sie eine Diplomarbeit oder gar eine Doktorarbeit oder eine Dissertation einreichen wollen. Eine akademische Lektorin berichtet mir zuverlässig, dass sogar in den Naturwissenschaften ein bis zwei Rechtschreibfehler pro Seite ausreichen, um fachlich sehr guten Inhalt nur noch auf ein Gut zu senken. Nachlässige Gestaltung, worunter Typografie und die Qualität der Abbildungen fallen, wie sie im detaillierten Lektorat berücksichtigt werden, ergibt schon kein Gut mehr. Und ich rede hier nicht von einem zickigen Professor der Germanistik, der seinem Fach verzweifelt eine Berechtigung verleihen will, sondern von der gängigen Praxis in den Naturwissenschaften.

Eine Entschuldigung für auffällige Häufung vermeidbarer Fehler wäre Legasthenie. Dabei wissen Legastheniker aus Erfahrung noch am ehesten, dass man Proofreading und Lektorat auslagern kann. Kluge Leute.